Er bringt uns vor allem Freude, wenn wir ihn zu Gesicht bekommen, wenn er stolz über die Wiesen schreitet, wenn er auf dem Dach klappert oder wenn er majestätisch über uns hinweg segelt..Nicht umsonst ist er der Wappenvogel unseres Verbandes.
Noch bis in die 1970er Jahre war er z.B. in den Elmshorner Nachbargemeinden Raa-Besenbek, Seestermühe, Moorhusen oder Altenmoor zu Hause.Seine ausladenden Nester hatte er auf den Giebeln der großen Bauernhöfe errichtet. Für unsere Großeltern war er in Sommertagen noch ein gewohnter Anblick. Unser ehemaliges Vorstandsmitglied und "Storchenvater" Reinhard Heins aus Moorhusen hat die Bestandsentwicklung des Weißstorches im Kreis Pinneberg und im Kreis Steinburg über viele Jahre hinweg genau erfasst, kartiert und dokumentiert.
Heute ist der Weißstorch leider sehr selten geworden und aus der Umgebung Elmshorns weitgehend verschwunden..
Die Gründe sind vielfältig.Hauptgrund ist die Umwandlung der einstmals bäuerlich geprägten Kulturlandschaft, in der aufgrund fehlender Möglichkeiten maßvoll und extensiv genutzt wurde, hin zu einer Form von intensiver Agrarindustrie, die von hohem Dünger-und Pestizideinsatz, flächenhafter Entwässerung, Massentierhaltung und Überproduktion gekennzeichnet ist.
Der Weißstorch findet auf diesen Flächen einfach nicht mehr genug Nahrung.
Überdies stellen die zunehmende Verdrahtung der Landschaft, die Hochspannungsleitungen, aber auch die Niederspannungsmasten mit ihren hochstehenden Isolatoren immer noch eine enorme Gefahr für den anfliegenden Storch dar.Die Energiewende bringt es zudem leider mit sich, dass zahlreiche Störche, aber auch andere Vogelarten und Fledermäuse in den Rotoren der Windenergieanlagen regelrecht zerschreddert werden und kläglich umkommen.
Die größten Verluste erleiden die Weißstörche jedoch auf dem Zug nach Afrika. Abschuss, Leitungsanflug, Nahrungsmangel, Stürme, Hitze, Kälte, Verdriftung -. all dies sind Gefahren, denen unserere Störche ausgesetzt sind. Daher kommt von vier Weißstörchen nach drei bis vier Jahren, wenn sie brutreif geworden sind, nur noch einer wieder in seine Heimat zurück.
Können wir vom NABU Elmshorn dabei etwas tun, um die Gefahren für Meister Adebar zu mindern? Können wir dazu beitragen, dass er bei uns überleben kann?
Bereits in den 1970er Jahren hatte der NABU Elmshorn mit dem damaligen Energieversorgungsunternehmen Schleswag Kontakt aufgenommen, um die gefährlichen Niederspannungsmasten mit ihren hochstehenden Isolatoren zu entschärfen. Die Schleswag hat sich sehr kooperationsbereit gezeigt, so dass in der Elmshorner Nachbargemeinde Altenmoor die entsprechenden Masten erfolgreich umgerüstet wurden und heute für Vögel keine Gefahr mehr darstellen.
Doch der Weißstorch benötigt bei uns in erster Linie Nahrungsraum. Flächen, auf denen er genügend Futter für sich und seine Jungen findet, wo Mäuse Regenwürmer, Schlangen, Frösche, Kröten, Insekten leben können.Flächen also, die naturbelassen sind oder naturnah bewirtschaftet werden.
Dies war für uns vom NABU Elmshorn die Geburtsstunde des flächenenorientierten Naturschutzes. Wir haben erkannt, dass der Besitz von Flächen für den modernen Naturschutz der beste Weg ist, erfolgreich Naturschutz zu machen.
Zu unserem großen Glück und zum Glück für die Natur konnten wir Anfang der 1990er Jahre Kontakte zur Flensburger Brauerei knüpfen.Diese ließ sich von unserem Konzept des flächenorientieretn Naturschutzes überzeugen und hat uns gut zehn Jahre lang mit namhaften Zuschüssen, Spendenaktionen und phanatsievollen Veranstaltungen so effektiv unterstützt, dass wir in unserem Projektraum "Hörnerauniederung" zwischen Elmshorn und Itzehoe Feuchtwiesen und Moore in großem Stil aufkaufen und weißstorchgerecht gestalten konnten.Dieser Prozess hält bis heute an, so dass mittlerweile über 100 ha im Besitz des NABU sind. Dazu kommen weitere Flächen, die die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein erworben hat.
Unterstützung für die Weißstorchaktion fanden wir dazu in der Stiftung Naturschutz, die uns regelmäßig finanziell unter die Arme griff, sowie vom Kreis Pinneberg und vom Kreis Steinburg. Hier waren es vor allem die damaligen Leiter Heino Kohlberg und Heinrich Rottmann, die die politischen Gremien davon überzeugen konnten, in die Fläche zu investieren, um dem Weißstorch und anderen Arten zu helfen.
Immerhin konnten wir erreichen, dass bis heute noch fünf bis acht Paare des Weißstorches in und um die Hörnerauniederung zu Hause sind.
Manchmal bekommen wir Anfragen von Mitbürgern, die gern ein Storchennest bei sich am Hof hätten.Wenn möglich, helfen wir dabei. So z.B. im Oktober 2010 bei Familie Meyn in Auufer im Kreis Steinburg. Hier hat in einer beispielhaften Aktion die EON-Hanse aus Quickborn das Storchennest und den Mast zur Verfügung gestellt sowie den Transport organisiert.
Auch auf dem Rostockhof in Kölln-Reisiek soll im Frühjahr 2014 ein Storchennest aufgestellt werden.Für die Materialkosten und die Aufstellung tritt der NABU in Vorleistung in der Hoffnung auf einen Sponsor für die Kosten in Höhe von gut 700,- Euro.
Dank der Hilfe des Nachbarn Volker Cords-Kleinwort wird der Mast mit dem Nest fachgerecht in die Erde gebracht. Wir vom NABU Elmshorn und die Familie Rostock vom Köllner Hof in Kölln-Reisiek hoffen auf Erfolg bei der Wiederansiedlung von Störchen, die noch vor wenigen Jahrzehnten hier beheimatet waren.
Kölln-Reisiek, im März 2014
Auf dem von unserem Baumeister Sönke Wieck fertiggestellten Storchennest wird ein "Kunststorch" montiert. Nach Erfahrungen von erfahrenen Storchenschützern werden so überfliegende Störche angelockt und die Chancen für eine Ansiedlung erhöht.
Der Storch frisst alles, was er mit seinem langen Pinzettenschnabel erbeuten kann.Er braucht offene oder halboffene Landschaften, die genügend Beute in Form von Regenwürmern, Schnecken, Insekten, Fröschen, Mäusen, Kröten, Schlangen usw. hervorbringen können. In solchen intakten Lebensräumen findet man dann häufiger auch Storchennester mit 4-6 Jungen. Der Weißstorch ist Indikator für den Gesundheitszustand und den Artenreichtum einer Landschaft.
Der Korb wird montiert. Eine Spende der EON-Hanse.